Du verantwortest den Einkauf bei Antric. Was genau ist dabei deine Aufgabe?
Wir bei Antric stellen ein elektrisches Lastenrad her, das sich vorrangig an Paketdienste oder Lieferservices richtet. Ich bin der Mensch, der dafür sorgt, dass das Lastenrad nicht nur ein nackter Rahmen bleibt. Das Lastenrad besteht aus mehr als 500 Einzelteilen, die wir bei mehr als 70 Zulieferer-Betrieben besorgen: Räder, Reifen, Scheiben, Kabel, Platinen, alle möglichen Kleinteile. Ich sehe zu, dass alle Teile zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind.
Unser Lastenrad wiegt beladen bis zu 600 Kilogramm. Deswegen besitzt es auch viele Komponenten, die wir von Autos kennen, wie zum Beispiel spezielle Räder. Und natürlich haben die Fahrerin oder Fahrer keinen Bock, nass zu werden, wenn es mal regnet. Also haben wir das Rad mit einer Scheibe und einem Dach obendrauf konzipiert. Es ist aber gar nicht so einfach, diese Teile zu kriegen, die eigentlich für den Automobilbereich gedacht sind, weil wir nicht so hohe Stückzahlen abnehmen können. Wir verhandeln deswegen nicht direkt mit den Automobilherstellern. Ein wichtiger Teil meines Jobs ist es vielmehr, dafür zu sorgen, dass wir Kontakte zu Zulieferer-Betrieben aufbauen. Dabei versuche ich vor allem regionale Partnerschaften zu knüpfen. Es ist einfach ein enormer Vorteil, wenn man kurze Wege hat und gemeinsam mit den Partnerinnen und Partnern an Lösungen feilen kann.
Trotz aller Nähe zum Automobilbereich: Technisch gesehen ist unser Fahrzeug ein Fahrrad. Wer fährt, benötigt also keinen Führerschein und kann in den Innenstädten durch Fußgängerzonen flitzen oder den Bürgersteig nutzen, wenn er einigermaßen ausgebaut ist.
Welche Ausbildung braucht man für deinen Beruf?
Als ich Abitur gemacht habe, fand ich Autos cool und wollte gern im Automobilbereich arbeiten. Deswegen habe ich meinen Bachelor in Maschinenbau gemacht, in Produktionstechnik und danach eine ganze Zeit bei Mercedes im After-Sales-Bereich gearbeitet. Dabei war ich technischer Betreuer für Werkstätten und für gewisse Systeme und Komponenten. Das war ein Job, der viel mit Netzwerken zu tun hatte und die Stimme der Kundinnen und Kunden von draußen mit in die Entwicklung reinzutragen.
Irgendwann aber habe ich gemerkt, dass es das dann doch nicht für mich ist. Mit Mitte 20 in so einem Job zu sitzen und bequem seiner Rente entgegenzuarbeiten, das hat mich nicht mehr überzeugt. Ich wusste schon, das Thema Klimakrise ist ein Riesending, da will ich was machen. Deswegen habe ich dann in Bochum einen Master in Angewandter Nachhaltigkeit gemacht. Das ist ein fächerübergreifender Studiengang, den man belegen kann, egal welchen Bachelorstudiengang man absolviert hat. Ursprünglich war Antric ein Projekt an der Hochschule Bochum. Und über dieses Studium bin ich auf dieses Projekt aufmerksam geworden. Ich habe denen in der Projektarbeit geholfen und letztlich ist daraus dann 2020 das Start-up entstanden.
Ich möchte die Welt doch ein bisschen besser machen. Das war für mich ein entscheidender Gedanke. Und natürlich bauen die Automobilisten richtig schöne Autos. Aber es sind halt nicht die Lösungen, die in Zukunft in Städten richtig überzeugen. Genau da kann man mit so einem Fahrrad wie unserem etwas verbessern. Das war der Weg für mich vom Großkonzern zum Start-up.