Lockt das Adlerpaar viele Besucher*innen an?
Durch den Vogelreichtum ist die Bislicher Insel schon lange ein Anziehungspunkt für Menschen, die gerne Vögel beobachten. Aber seitdem der Seeadler da ist, kommen noch mehr Besucherinnen und Besucher zu uns. Wir freuen uns natürlich, denn wir wollen den Menschen die Natur näher bringen. Andererseits sind große Besucherströme natürlich auch eine Herausforderung, denn der Adler braucht Ruhe an seinem Horst. Wird er während der Brutpflege gestört, kann es sein, dass er sein Nest aufgibt. Das ist bei uns leider auch schon passiert. Allerdings halten sich die allermeisten Besucher an die Regeln, bleiben auf den vorgegebenen Wegen und nutzen die Beobachtungsstationen.
Was hat sich im Ruhrgebiet geändert, dass eine Rückkehr des Seeadlers möglich war?
Der Seeadler ernährt sich ja vor allem von Tieren, die am oder im Wasser leben. Ist das Wasser verunreinigt, zum Beispiel durch industrielle Abwässer oder Insektengifte, nimmt der Adler diese Schadstoffe über seine Beutetiere auf. Eine große Bedrohung für den Seeadler war zum Beispiel das Insektengift DDT. Es führte dazu, dass die Schalen der Adlereier brüchig wurden. Schon beim Brüten gingen viele Eier verloren und der Seeadler wäre dadurch beinahe ausgestorben. DDT wurde Anfang der 1970er-Jahre verboten und immer weniger Industrieabwässer gelangen in die Flüsse, sodass sich die Wasserqualität deutlich verbessert hat. Bei uns kommt hinzu, dass die an das Naturschutzgebiet angrenzenden Landwirtschaftsflächen extensiv genutzt werden, so dass von dort kaum Dünge- oder Pflanzenschutzmittel unmittelbar in die Gewässer gelangen.
Erwarten Sie, dass der Seeadler auch an andere Stellen des Ruhrgebiets zurückkehrt?
Das ist schwer vorhersehbar. Im Prinzip kann sich der Seeadler überall dort ansiedeln, wo er genug Wasser, Beutetiere und einen ruhigen Nistplatz findet. Wenn wir die Anstrengungen für mehr Umweltschutz fortsetzen, wird es mehr Gegenden geben, wo diese Bedingungen erfüllt sind. Die größte Sorge bereitet uns derzeit das Insektensterben. Denn viele Beutetiere des Seeadlers ernähren sich überwiegend von Insekten. Gehen die Insektenbestände zurück, sinkt auch die Zahl der Fische und Vögel, von denen sich der Seeadler ernähren kann. Beim Umweltschutz müssen wir die gesamte Nahrungskette im Blick behalten.
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