Du bist Referentin für Netzentwicklung bei Thyssengas mit Schwerpunkt Wasserstoffnetze. Was genau ist dabei deine Aufgabe?
Ich entwickle ein Wasserstoff-Kernnetz für Deutschland mit, das bis zum Jahr 2032 aufgebaut werden soll. Ziel des Kernnetzes ist es, Wasserstoffquellen wie Elektrolyseure oder Importpunkte, mit zentralen Wasserstoffabnehmern wie Industriezentren oder Kraftwerken zu verbinden. Das Kernnetz ist damit eine wesentliche Säule in der Transformation des Ruhrgebiets. In der Vergangenheit habe ich mich mit Erdgastransportnetzen beschäftigt und vor allem an den Netzentwicklungsplänen der Fernleitungsnetzbetreiber mitgearbeitet. Dabei ging es darum, das deutsche Gasnetz regelmäßig an die Bedürfnisse der unterschiedlichen Kunden anzupassen. Im Zuge der Energiewende hat dieser Aufgabenbereich eine zusätzliche Perspektive bekommen, denn: In Zukunft werden wir kein Erdgas mehr transportieren, sondern grüne Gase und insbesondere Wasserstoff.
Daher bin ich jetzt hauptsächlich für die Wasserstoffnetzberechnung zuständig. Meine Kernaufgabe ist dabei, das zukünftige H2-Netz unter Berücksichtigung vieler Einflussfaktoren numerisch zu simulieren. Unter dem Dach des FNB Gas – dem Zusammenschluss der überregionalen Fernleitungsnetzbetreiber – entwickeln wir dann auf Basis dieser Simulationen das, was wir vorher mit Erdgas gemacht haben: Ein Netz, das kostengünstig und bedarfsgerecht ist. Es geht in meinem Aufgabenbereich allerdings nicht nur darum, das Wasserstoffnetz zu entwickeln, sondern auch dafür zu sorgen, dass das Erdgasnetz parallel dazu weiter funktioniert – die Leute heizen ja bis auf Weiteres mit Erdgas und wollen im Winter nicht im Kalten sitzen.
Welche Ausbildung braucht man für deinen Beruf?
Idealerweise ein Maschinenbaustudium oder ein vergleichbares Studium – für die technischen und wissenschaftlichen Grundlagen. Man sollte auch unbedingt Spaß an der Lösung von numerischen Aufgabenstellungen und -simulationen haben. Außerdem benötigt man ein hohes Maß an Teamfähigkeit, weil es immer darum geht, in Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen Fernleitungsnetzbetreiber zu wirtschaftlich und technisch optimalen Lösungen zu kommen. Ich selbst habe vor 32 Jahren das Studium des Maschinenbaus an der Ruhr-Universität Bochum abgeschlossen und dann bei der VEW Gastechnik, einer Vorläuferorganisation der heutigen Thyssengas, angefangen. Zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn war ich für ein paar Monate in der Leitungsbauabteilung. Seitdem bin ich aber durchgehend für Netzentwicklung und Netzplanung zuständig.