"Nachhaltigkeit braucht Zusammenarbeit"

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Digital Campus Zollverein e.V. und Schalke 04

Zwei Institutionen, ein Ziel: eine gute Zukunft für das Ruhrgebiet. Der Digital Campus Zollverein e.V. und der Fußballclub Schalke 04 engagieren sich im Rahmen des Projekts „Zukunftsschmiede 04“ gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit in der Metropolregion.

Wie kann das Ruhrgebiet nachhaltiger, digitaler und innovativer werden? Seit 2019 arbeitet der Digital Campus Zollverein gemeinsam mit Unternehmen und Institutionen aus der Metropolregion an Lösungen. Im Mai 2023 startete der Digital Campus Zollverein mit seinem Partner FC Schalke 04 ein Leuchtturmprojekt: die Zukunftsschmiede 04. Sie soll die Bekanntheit des Gelsenkirchener Fußballclubs nutzen, um gemeinsam mit weiteren Partner*innen innovative Projekte für mehr Nachhaltigkeit zu realisieren.

Dr. Christian Kleinhans, Geschäftsführender Vorstand des Digital Campus Zollverein, und Sebastian Buntkirchen, Direktor Fans & Nachhaltigkeit beim FC Schalke 04 und Geschäftsführer von Schalke hilft!, sprechen im Interview über Fahrradbutler, die Zeche Zollverein als neutralen Ort und das Besondere an den Menschen im Ruhrgebiet.

Herr Kleinhans, Herr Buntkirchen, der Digital Campus Zollverein e.V. und die Zukunftsschmiede 04 wollen die Zusammenarbeit und den aktiven Austausch zwischen Unternehmen, Institutionen, Hochschulen und Start-ups in der Metropole Ruhr fördern. Wie gelingt Ihnen das?

Kleinhans: Wir verstehen uns als Netzwerkplattform, Impulsgeber und Innovationstreiber im Ruhrgebiet. Ich habe früher als Unternehmensberater gearbeitet und bei meinen Kunden oft festgestellt: Wenn sie in ihren Firmen intern die Digitalisierung vorantreiben wollen, schmoren sie schnell im eigenen Saft und kommen nicht weiter. Was es braucht, ist Austausch, fachlich, inhaltlich, externe Kontakte. Wir wollen mit dem Digital Campus Zollverein für einen solchen Austausch sorgen.

Buntkirchen: Auch wir wollen mit der Zukunftsschmiede 04 Akteure zusammenbringen, die sonst vielleicht nicht den Weg zueinander gefunden hätten. Unser gemeinsames Ziel ist es, die Region zu stärken und den nachhaltigen Wandel anzustoßen. Unternehmen und Institutionen können sich bei uns austauschen, ganz abstrakt, aber auch konkret: Wie kann nachhaltiges Management in den Unternehmensstrukturen verankert werden? Wie verbessern wir die Mobilität im Ruhrgebiet? Wie können gute Abfallkonzepte bei Großveranstaltungen aussehen? 

Der Digital Campus Zollverein hat gemeinsam mit dem FC Schalke 04 und elf weiteren Unternehmen die Zukunftsschmiede 04 gegründet. Wie kam es dazu?

Kleinhans: Wir wollten das Thema Nachhaltigkeit nicht allein angehen. Nachhaltigkeit braucht Zusammenarbeit. Deshalb haben wir mit Schalke 04 gesprochen, da der Verein bereits Mitglied unseres Digital Campus waren. Beim S04 war sofort klar: Das Thema interessiert uns sehr.

Buntkirchen: Schalke 04 beschäftigt sich ja schon länger mit dem Thema Nachhaltigkeit, das ist uns ein großes Anliegen. Als eingetragener Verein wollen wir etwas für die Region tun. Als Club des Ruhrgebiets können wir unsere große mediale Reichweite nutzen, um unsere Projekte zu kommunizieren. Deshalb haben wir also zusammen mit dem Digital Campus die Zukunftsschmiede 04 auf die Beine gestellt.

Kleinhans: Und es sind bereits zwei konkrete Projekte entstanden.

Welche sind das?

Buntkirchen: Das erste ist eine Pop-up-Fahrradgarage an der VELTINS-Arena, die beim Spiel gegen Holstein Kiel im August zum ersten Mal gebaut wurde, um möglichst viele Menschen vom Auto aufs Fahrrad zu locken. Dort konnten die Fans ihre Fahrräder in einem für das Projekt eingerichteten Bereich abstellen. Die abgegebenen Räder wurden über die gesamte Dauer der Unterbringung vom Ordnungsdienst bewacht. Außerdem haben wir noch das Projekt Trinkwasserbrunnen. Zwei davon wurden im August auf unserem Vereinsgelände aufgestellt. Die Wasserspender dienen als Maßnahme gegen Dehydrierungen von Besuchern des Trainingsgeländes bei warmem Wetter und garantieren einen dauerhaften Zugang zu frischem und kostenlosem Trinkwasser. Zusätzlich kann der Verbrauch von Plastikflaschen unter den Besuchern des Berger Felds reduziert werden.

Kleinhans: Wir haben jetzt schon rund 15 Unternehmen, die bei uns Mitglieder sind und Schalke sozusagen als Real-Labor für nachhaltige Projekte nutzen.

Was unternimmt der FC Schalke 04 ansonsten, um nachhaltiger zu werden?

Buntkirchen: Vor ein paar Jahren haben wir im Verein in Hinsicht auf die ökologische Nachhaltigkeit klein angefangen. Man kennt das: die Mitarbeiter darauf hinweisen, dass nicht jede E-Mail ausgedruckt werden muss, dass man den Müll trennen soll und so weiter. Inzwischen haben wir eine ganze Abteilung mit zwei Projektmanagerinnen, die sich konkret mit dem Thema ökologische Nachhaltigkeit beschäftigen. Wir planen unsere Großveranstaltungen und Reisen ressourcenschonend, gestalten unser Vereinsgelände biodivers und nachhaltig. Wir kooperieren auch mit der Westfälischen Hochschule, um ein Abfallmanagement-Konzept zu entwickeln.

Wie wichtig sind denn lokale Kooperationen für das Ruhrgebiet?

Buntkirchen: Generell sehr wichtig. Ich würde mir wünschen, dass das Ruhrgebiet seine Stärken nutzt, um wirklich als eine große Stadt zu funktionieren. So wie die Metropolen Berlin, München oder Frankfurt.

Kleinhans: Mit unseren Projekten arbeiten wir daran: Wir wollen bewirken, dass sich das Ruhrgebiet noch mehr als Metropolregion begreift. Die Zeche Zollverein eignet sich dafür hervorragend, weil sie als eine Art neutraler Ort gesehen wird. Ein Ort, an dem man zusammenkommt, um miteinander zu arbeiten. Vielleicht, weil es ein Welterbe ist.

Was schätzen Sie persönlich am Ruhrgebiet?

Kleinhans: Ich bin ein Kind des Ruhrgebiets und hier großgeworden, aber ich habe auch schon woanders gelebt. Und ich habe immer den Menschenschlag hier vermisst. Das ist dieses Klare und Deutliche, das für Außenstehende verletzend wirken kann – weil hier nicht lange drum herumgeredet wird. Das führt aber auch dazu, dass die Menschen hier mit anpacken und gemeinsam etwas verändern wollen.

Buntkirchen: Geht mir ganz ähnlich – ich bin hier geboren und aufgewachsen, hab hier studiert. Ich schätze das Ruhrgebiet in allererster Linie aufgrund der Menschen, die hier leben. Sie sind offen und bereit, Probleme anzugehen und die Ärmel hochzukrempeln und sich ehrlich die Meinung zu sagen.

Zu den Personen

Dr. Christian Kleinhans

Dr. Christian Kleinhans ist seit vier Jahren Geschäftsführender Vorstand beim Digital Campus Zollverein e.V. Vorher war er in führenden Positionen in der Unternehmensberatung tätig – heute lebt er mit seiner Familie in Witten und nutzt seine Expertise, um die Akteure des Ruhrgebiets miteinander zu vernetzen.

Sebastian Buntkirchen

Sebastian Buntkirchen ist in Gelsenkirchen geboren und aufgewachsen. Zwei Jahre lang lebte er in München, kam aber bald wieder zurück. Seit über zehn Jahren arbeitet er beim Fußballverein Schalke 04. Dort ist er Direktor für Fans und Vereinsangelegenheiten und Geschäftsführer der Stiftung „Schalke hilft!“.

Fotos: Schalke 04