Der Allensbach-Mentalitätsatlas
- Die Menschen im Ruhrgebiet gelten als so anpassungsfähig wie in keiner anderen Region
- Die Deutschen halten sich für fleißig und tatkräftig – außer in Berlin
- Bayern und Schwaben sind die traditionsbewusstesten Deutschen
- Sachsen hat ein starkes Selbstbild – aber ein Imageproblem im Westen
Essen, 13.03.2025: Die Menschen im Ruhrgebiet gelten in Zeiten des Wandels als besonders anpassungsfähig und stufen sich auch selbst besonders häufig so ein. Zu diesem Schluss kommt eine repräsentative Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Regionalverbands Ruhr. Ein Vergleich von sieben deutschen Regionen beleuchtet dabei erstmals einen bislang unterschätzten Faktor für die Bewältigung bevorstehender Transformationsprozesse: die Mentalität der Menschen. Anpassungsfähigkeit und Veränderungsbereitschaft gelten dabei laut Studie als die wichtigsten Schlüsseleigenschaften.
Der Mentalitätsatlas vergleicht die wahrgenommenen Selbst- und Fremdbilder in sieben Regionen in Deutschland: Bayern, Berlin, Norddeutschland, Rheinland, Ruhrgebiet, Sachsen und Schwaben. Das Ruhrgebiet belegt im Fremdbild mit 77 Prozent den ersten Platz bei der Eigenschaft Anpassungsfähigkeit – noch vor dem Rheinland (73 %) und Berlin (74 %). „Die Menschen im Ruhrgebiet haben jahrzehntelange Transformationserfahrung vom Bergbau hin zur grünen Industrieregion. Diese Anpassungsfähigkeit macht die Region zum Vorreiter im Umgang mit Veränderungen“, erklärt Regionaldirektor Garrelt Duin. Seltener wird Anpassungsfähigkeit hingegen den süddeutschen Regionen Schwaben (67 % Fremdbild) und Bayern (60 %) sowie den Sachsen (52 %) zugesprochen.
Ruhrgebiet sticht bei sozialer Kompetenz hervor
Die Menschen im Ruhrgebiet gelten nicht nur als anpassungsfähig, sondern auch als besonders sozial kompetent. So wird der Region häufiger Direktheit (87 %), Offenheit gegenüber anderen Menschen (82 %), Unkompliziertheit (75 %) und ein starkes Gemeinschaftsgefühl (85 %) zugeschrieben als anderen Regionen. Auch im Selbstbild der Menschen im Ruhrgebiet werden diese Qualitäten häufiger genannt. „Die Unkompliziertheit und Direktheit der Menschen im Ruhrgebiet sind spürbar und zählen zweifellos zu unseren größten Stärken, wenn es darum geht, Herausforderungen anzupacken und zu bewältigen“, so Garrelt Duin.
Angesichts wachsender Herausforderungen durch Digitalisierung, Dekarbonisierung und demografischen Wandel rückt die Bedeutung weicher Standortfaktoren zunehmend in den Fokus. „Die Mentalität einer Region prägt entscheidend, wie Menschen angesprochen und für Veränderungen motiviert werden können. Sie beeinflusst damit auch die Attraktivität eines Standorts sowie die wahrgenommene Lebensqualität der Region“, so Studienautor Dr. Wilhelm Haumann vom Institut für Demoskopie Allensbach.
Deutschland bleibt eine „Anpack“-Nation
Die Studie bestätigt, dass Arbeitstugenden in Deutschland nach wie vor hoch im Kurs stehen. Entgegen aktueller Debatten rund um mangelnde Arbeitsmoral spielen die Eigenschaften fleißig (im Mittel der Selbstbilder 89 %), bodenständig (87 %) und anpackend (89 %) eine herausragende Rolle. Dieses Selbstbild bestätigt sich auch im Ruhrgebiet. Die Wahrnehmung von Tatkraft (93 %), Bodenständigkeit (93 %) und Fleiß (90 %) übertrifft auch hier die Vorstellungen im Selbstbild in den meisten anderen Regionen. Lediglich Berlin sticht heraus: Die Menschen in der Hauptstadt schätzen sich am seltensten als fleißig (69 %), bodenständig (68 %) und sparsam (58 %) ein.
Während Fleiß und Anpackmentalität fast überall zum Selbstverständnis gehören, gibt es bei anderen Eigenschaften deutliche regionale Unterschiede. Bayern und Schwaben werden als besonders traditionsbewusst (92 % bzw. 93 %) und zugleich zukunftsorientiert wahrgenommen. Sachsen kämpft mit einem Ost-West-Gefälle in der Wahrnehmung, während Berlin sich durch ausgeprägte Selbstkritik auszeichnet. Das Rheinland und Norddeutschland punkten mit hohen Werten bei Offenheit und sozialem Zusammenhalt. Die Studie zeichnet insgesamt ein positives Bild: Sowohl im Selbstbild als auch in der Fremdwahrnehmung werden den Menschen überwiegend positiv beschriebene Eigenschaften zugesprochen.
Methodik der Umfrage
Die Studie basiert auf einer repräsentativen Online-Befragung der deutschen Bevölkerung. Befragt wurden 2.918 Personen zwischen 16 und 70 Jahren in Deutschland. In sieben Regionen (Bayern, Berlin, Norddeutschland, Rheinland, Ruhrgebiet, Sachsen und Schwaben) wurden überproportional viele Personen befragt. In der Gesamtstichprobe wird diese Disproportionalität durch eine Gewichtung ausgeglichen. Die Antwortmöglichkeiten zu den Mentalitätsmerkmalen waren: „trifft voll und ganz zu“, „trifft eher zu“, „trifft eher nicht zu“ und „trifft überhaupt nicht zu“. Die Auswertung der Prozentzahlen bezieht sich auf die Antwortbereiche: „trifft voll und ganz zu“ und „trifft eher zu“.