Prof. Dr. Christof Paar machte seinen Abschluss am Institut für Experimentelle Mathematik an der Universität Essen-Duisburg. Er war mehrjähriger Leiter des Horst-Görtz-Instituts für IT-Sicherheit (HGI) an der Ruhr-Uni Bochum (RUB). 2004 hat er aus dem Institut heraus das Unternehmen escrypt gegründet, das mittlerweile zur Bosch-Gruppe gehört. Im vergangenen Jahr wurde er zum Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Sicherheit und Privatsphäre (MPI-SP) berufen. Wir sprachen mit ihm über das Ökosystem Cybersecurity im Ruhrgebiet.
Herr Paar, das Horst-Görtz-Institut für IT-Sicherheit an der Uni Bochum ist ein führendes Institut auf seinem Gebiet. Warum hat Bochum mit dem Max-Planck-Institut für Sicherheit und Privatsphäre ein weiteres Institut für das gleiche Themenfeld bekommen?
Ein Max-Planck-Institut in unmittelbarer Nachbarschaft ist das Beste, was einer Uni passieren kann. Das HGI hat ja schon einen sehr guten Ruf in Deutschland und Europa. Die RUB hat uns auch immer sehr gut unterstützt, zum Beispiel mit dem Exzellenzcluster CASA („Cyber-Sicherheit im Zeitalter großskaliger Angreifer“, Anm. d. Red.). Aber trotz großzügiger Ausstattung und 26 Professuren konnten wir nicht alle Themen abdecken. Das MPI hat andere finanzielle Möglichkeiten und wir können weitere, auch langfristige Themen besetzen. Außerdem ist die Max-Planck-Gesellschaft weltweit jeder Wissenschaftlerin und jedem Wissenschaftler ein Begriff. Das ist ein Magnet für Spitzenkräfte aus allen Teilen der Welt. Wir haben jetzt erste Fachkräfte berufen: aus Paris, Madrid, Montreal und Berkeley.
Was zeichnet das MPI aus?
Wir wollen IT-Sicherheit und Datenschutz nicht nur rein technisch betrachten, sondern aus einem interdisziplinären Blickwinkel und holen auch Fachkräfte aus Bereichen wie Sozialwissenschaften, Psychologie und Recht. Dabei setzen wir auf Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen, die unkonventionell denken. Wir sehen uns als Kompetenzzentrum für Grundlagenforschung, aber auch – in Zusammenarbeit mit der RUB – für die Ausbildung der nächsten Generation wissenschaftlicher Führungskräfte im Bereich IT-Sicherheit und Datenschutz.